Sitzende müssen einander die Hand geben

WN 30.05.2023

 

TELGTE (ron). Frieden und der dafür wichtige Dialog sind nur möglich, wenn sich Menschen gegenseitig die Hand geben und sich wirklich bemühen, dies zu erreichen. Die am Freitagabend von Christian Nachtigäller und Jörg Siemers am Kardinal-vonGalen-Platz aufgestellten Friedensstühle verkörpern diese Gedanken und weitere Aspekte des Friedens, wobei bei dieser Aktion die Würdigung des Westfälischen Friedens und der 375. Jahrestag des Friedensschlusses im Vordergrund stehen — ursprünglich war das Werk bereits 1998 für sechs Monate auf dem Domplatz in Münster aufgestellt. Anschließend stand es dann für 25 Jahre in einem Garten.
Deshalb war es vor dem erneuten Aufstellen auch vonnöten, das Kunstwerk aufzumöbeln. Eine Idee ist immer nur so gut wie ihre Umsetzung, und die Idee aus dem Jahr 1998 wurde dementsprechend erneuert und durch zusätzliche Details ergänzt. Die Vis-à-vis-Stühle sind mit Sitzflächen aus Holz und Glas — für das Vergangene und die Offenheit der Zukunft — und „pax“, dem lateinischen Begriff für Frieden geschmückt. Auf den Lehnen finden sich die Jahreszahlen 1648 und eine 2023, zuvor 1998. Die Armlehnen zwingen den Sitzenden, seinem Gegenüber die Hand zu reichen.
Die Stuhlbeine aus Strommasten erscheinen nun an ihrer Basis wie in Blut getränkt, umgeben von den etwas mehr als 30 rustikalen, unregelmäßig geschnittenen Holzpfählen, die die Stühle aussehen lassen, als hätten sie selbst einen Krieg miterlebt. Zugleich erschweren sie einem auch den Weg zum Hinsetzen — und vielleicht auch den Weg zum Frieden.
Nach Aussage von Christian Nachtigäller gab es bei der Restaurierung angesichts des Ukraine-Konflikts Überlegungen, eine ukrainische Flagge an die Glas-Sitzfläche zu klemmen, dies hätte das Projekt jedoch auf eine Ebene gebracht, die für die Künstler den Rahmen sprengen würde.
Für die nächsten zwei Monate werden die Friedensstühle in Telgte stehen. Daran schließen sich jeweils zwei Monate in Osnabrück und Münster an. Siemers und Nachtigäller träumen derweil von einem permanenten Ausstellungsplatz.

 

 

Alltagsheld des feinen Humors

WN, 29.11.2021    Axel Engels


 Gleich zu Beginn seiner Lesung widerlegte der Schriftsteller und Geschichtenliebhaber Christian Nachtigäller das Vorurteil, dass der Prophet im eigenen Lande nichts gilt. Denn über 200 Liebhaber feinsten in Worte gekleideten Humors ließen es sich nicht nehmen, den Telgter bei der Premierenlesung seines Buches „Alltagsheld“ persönlich zu erleben.

Der Aschendorff-Verlag hat es vor fast zwölf Monaten herausgebracht, und eine frühere Erstvorstellung konnte pandemiebedingt nicht erfolgen. Dass eine Lesung oftmals akademisch und trocken erscheint, gilt für die Geschichten vom alltäglichen Wahnsinn und wahnsinnigen Alltag sicherlich nicht. Denn mit feinstem Humor ist jedes Kapitel aus der Feder des Künstlers durchzogen.

Mit charmanten Plaudereien knüpfte Christian Nachtigäller sofort einen direkten Kontakt zum Publikum, fühlte sich im Saal des Bürgerhauses sichtlich wohl. Zwischen barock anmutendem Ohrensessel und einem Damenfahrrad, das er in einem Kreuzworträtsel gewonnen hatte, stand er hinter einem Stehpult, das von dem Lehrer Lämpel aus „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch hätte stammen können.

Natürlich ging es nicht um Schulweisheiten, sondern mit Akribie und Feinsinn hatte Christian Nachtigäller drei Geschichten aus seinem nunmehr achten Buch ausgewählt, die mit autobiografischem Anstrich jedem Besucher ein Lächeln ins Gesicht zauberten.

Die Geschichte „Lukullus“ zeigte sofort ihr wahres Kultpotenzial. Denn bei „Alltagsheld“ geht es ja nicht um die großen Weltverbesserer oder Superhelden, sondern da stolpert ein ganz „normaler Mann“ in skurrile Fettnäpfchen. Aus dem gemütlichen Abend zu zweit im italienischen Feinschmeckerrestaurant zur Feier des „Einjährigen“ mit Sabine wurde ein grandioses Spektakel. Bei den Schilderungen der verköstigten Spezialitäten lief einem schon das Wasser im Munde zusammen.

Die an Jacques Tati erinnernde Schilderung diverser fast absurd anmutender Missgeschicke war einfach grandios. Da entwickelte sich der zwischen Toilette und Küche gelegene beste Tisch des Lokals zu einem Hotspot für Notdürftige, und auch dem Beziehungswahnsinn hatte Christian Nachtigäller bei dieser Geschichte ein literarisches Denkmal gesetzt.

Sein Ausflug „Guter Rat oder Tour mit Franz“ war an Köstlichkeit kaum zu überbieten. Mit seinem gewonnenen Damenfahrrad, das lange Zeit im heimischen Flur sein Dasein fristete, begab er sich mit drei Freunden auf eine mehrtägige Landpartie, die mit einem wahren Knalleffekt begann. Denn während drei der Freunde supermoderne Zweiräder ihr Eigen nennen, hatte der furchtlose Franz ein legendäres Rixe-Klappfahrrad parat, das mit diversen Umbauten als Titelbild das Buch ziert. So eine „unmögliche Landpartie“ kann man sich selbst mit größter Fantasie nicht ausdenken, die muss man erlebt haben!

Da kann man dankbar sein, dass Christian Nachtigäller gerade diese Geschichte ausgesucht hat. Aber an diesem Abend hielt der Autor noch eine weitere literarische Köstlichkeit für das begeistert lauschende Publikum bereit. Süffisant lächelnd machte er Reklame für ein weiteres Buch aus seiner Feder, den Gedichtband „Wort-Walzer: Gereimtes zu Ungereimtheiten“. Da zeigte es sich, dass dem umtriebigen Künstler nicht nur die „größere“ Form liegt. Seine Wortspielereien erinnerten in spritzig-lebendiger Weise an den großen Heinz Erhardt, dessen Gedichte ja ihren speziellen Reiz haben.

 

 

Gereimtes zu Ungereimtheiten

WN, 20.08.2021    Bernd Pohlkamp

Christian Nachtigäller (53) ist ein begnadeter Lyriker. Er ist auch Schriftsteller, Geschichtenliebhaber, Maler und Bildhauer. Doch dieses Mal stehen 200 Gedichte im Mittelpunt. Diese hat er in seinem neuesten Werk zusammengetragen. „Wort Walzer“ – Gereimtes zu Ungereimtheiten – nennt er sein achtes Buch. „Wenn Sätze zusammenpassen, ist es wie ein Tanz um Worte herum.“ Seine Zuneigung zum einzelnen Wort in deutscher Sprache hat ihn dieses Mal in die Welt der Gedichte geführt. Seine Inspiration holt er sich von Menschen, denen er begegnet und denen er rein zufällig zuhört. Dann ist es nicht mehr weit zum Gedicht oder zur Geschichte: Ein Geistesblitz oder er macht sich einfach einen Reim daraus. Christian Nachtigäller hat immer etwas Schreibbares dabei: Notizbüchlein, Schreibwerkzeug, sein Handy. So sammelt er Geschichten, Ideen – tut es wie andere früher Briefmarken sammelten: Die guten kommen ins Album, die anderen in die Tüte. Das Sammelalbum an Gedichten wurde immer umfangreicher. Dann kam die Corona-Pandemie. Christian Nachtigäller hatte mehr Zeit. Denn das Zuhören, die Begegnungen mit Menschen, das war erst einmal vorbei. Also ließ er seinen Gedanken freien Raum und sah in seinem „Album“ die etwa 800 bereits gesammelten Gedichte. Er ordnete sie in Kategorien ein. Als die Pandemie begann und Christian Nachtigäller viel Zeit daheim verbrachte, veröffentlichte er jede Woche ein aufmunterndes Gedicht. „Damit wollte ich eine positive Stimmung verbreiten. Das ist mir wohl gelungen, denn die Rückmeldungen, die ich erhielt, spornten mich an, eine Auswahl meiner schönsten Gedichte in einem Buch zu veröffentlichen.“ Weiter erzählt er: „Mir war auch bewusst, Gedichte haben es schwer, werden kaum gelesen und sind selten geliebt.“ Mit seinem 300 Seiten-Werk wagt er es dennoch, das angestaubte Image zu durchbrechen.

Heiter, albern, anrührend und nachdenklich

Seine Gedichte hat er so gewählt, dass sie heiter, auch albern, anrührend und nachdenklich sein dürfen. „In meinem Buch“, so der Autor, „gibt es keine Höhepunkte, obwohl einige lyrische Ergüsse rausstechen.“ So findet der Leser in dem Buch Gedichte zu zehn verschiedenen Themen. Zum Beispiel: Essen und Trinken, Tiere und Menschen oder Schreiben und Lesen. Unter der letztgenannten Rubrik interpretierte er seine eigene Gedichts-Motivation: „Was treibt einen jungen Mann oder Frau wohl dazu an, sich die Zeit damit zu vertreiben, um Gedichte aufzuschreiben? Doch wohl nicht des Geldes wegen oder um Interesse zu erregen, denn ich sag es unverblümt: Man wird nicht reich und nicht berühmt. Man kann sich nicht groß profilieren und anders davon profitieren. Es ist sogar manches Mal, dass das Schreiben eine Qual und das für den, der etwas schreibt, das Schreiben ihn zum Wahnsinn treibt, weil der Inhalt ihm zu leer ist oder weil das Reimen schwer ist, weil der Spannungsbogen bricht oder die Grundidee zu schlicht. Aus welchem Grund denn nun genau schreibt der Mann oder die Frau also ein Gedicht. Ich weiß es nicht!“

Die Abwechslung macht es aus

Christian Nachtigäller mag an seinem Buch, dass es facettenreich ist. „Die Abwechslung macht es aus – man ist immer wieder überrascht, was auf der nächsten Seite passiert?. Erhältlich ist das Buch in der Buchhandlung LesArt, Kapellenstraße

(und in jeder gut geführten Buchhandlung)

 

Humorvoll muss es sein

WN, 22.12.2020    Arndt Zinkant

MÜNSTER/TELGTE Nichts ist so witzig wie der ganz normale Alltagswahnsinn. Man muss ihn oft nur aufschreiben und mit Fantasie würzen – das hat Christian Nachtigäller getan. Sein „Alltagsheld“, das ist er selber, und seine Erlebnisse sind in Nachtigällers gleichnamigen Buch zusammengefasst. Der 52-Jährige ist gebürtiger Münsteraner und lebt in Telgte. Er ist seit 2000 Maler sowie Bildhauer und hat bereits sieben Bücher veröffentlicht. Arndt Zinkant hat mit ihm gesprochen.

Wenn man die gereimte Einleitung von Ihnen beim Wort nimmt, so ist der Alltagsheld ein Held, der seine mutigen Taten mit Bescheidenheit vollbringt, meist im Verborgenen. Stimmt?s?

Nachtigäller: Exakt. Es geht nicht darum, unbedingt bescheiden zu sein (Tue Gutes und sprich darüber). Es geht eher darum, dass viele Helden und Heldinnen sich im Hintergrund aufhalten und ihr Tun nicht an die große Glocke hängen. Viele kleine Taten zu meistern, ist eben genau so heldenhaft, wie eine große.

Sie weisen darauf hin, dass Ihre Buch-Schnurren auf eigenen Erlebnissen beruhen. Da fragt man sich: Wie viel Prozent sind von der Fantasie ausgeschmückt?

Nachtigäller: Ja, das behaupte ich immer. Aber manchmal sind die Geschichten zu 100 Prozent erfunden. Es gibt Geschichten, die ich in Ansätzen erlebt habe. Oft ist es aber auch nur eine kleine Situation oder Begebenheit, um die ich dann ein Geschichte herum baue. Das meiste ist Fantasie.

Ein konkretes Beispiel: Bei der Geschichte „Guter Rad (Tour de Franz)“ wird das Lösungswort für jenes Kreuzworträtsel, das Ihnen ein gewonnenes Fahrrad bescherte, von der Sprechstundenhilfe Ihres Arztes eingeschickt. Wahr?

Nachtigäller: Bei dieser Geschichte ist tatsächlich ganz viel wahr und genau so passiert. Der Freund, der die große Tour mit seinem Kommunion-Rad antritt – das Fahrrad, das an der Bahnschranke angebunden wurde – der Stuhl als Sattelersatz . . . das hat es alles gegeben. Ich muss dann eigentlich nur die einzelnen Anekdoten in einen Ablauf bringen, etwas ausschmücken und eine Geschichte daraus machen. (Die Sprechstundenhilfe ist erfunden.)

Wie kamen Sie auf die Idee: „Mensch, das, was ich hier gerade erlebe, sollte humorig erzählt werden“?

Nachtigäller: Das macht eigentlich jeder. Wenn wir etwas erleben oder wir etwas sehen, dann erzählen wir das Zuhause, im Büro oder den Freunden. Ich mache das auch. Nur eben in schriftlicher Form – und etwas angereichert. Ich höre oder sehe etwas und versuche sofort, das Potenzial für eine Geschichte darin zu erkennen. Und humorvoll muss es sein, damit ich selber Spaß beim Schreiben habe. Viele Begebenheiten sind schon in sich komisch – meistens unfreiwillig –, aber das macht es noch viel komischer.

Hatten Sie schon immer den Drang zum Schreiben? Immerhin sind Sie von Haus aus bildender Künstler.

Nachtigäller: Ich hatte immer schon eine unbändige Lust, Geschichten zu erzählen. Die Darreichungsform ist zweitrangig. Ein Bild oder eine Skulptur kann genau so eine Geschichte erzählen, wie ein Text, ein Stück oder ein Film. Das Medium ist ein anderes – man muss anders arbeiten –, hat aber komplett andere Möglichkeiten. Etwas mitteilen oder zum Ausdruck bringen, wollte ich schon immer.

Wissen Sie sofort, welche Skurrilitäten, die Sie erleben, aufgeschrieben werden sollten?

Nachtigäller: Oft sehe oder höre ich etwas (oder habe einen schrägen Gedanken) und weiß sofort, dass ich daraus etwas machen möchte. Viele Ideen notiere ich mir und setze sie um – viele verwerfe ich aber wieder. Manchmal fallen mir ältere Notizen in die Hände, und ich wundere mich dann. Manchmal ist es gut – ganz oft aber total unbrauchbar.

Hatten Sie Autoren-Vorbilder im Kopf, zum Beispiel bekannte Kolumnisten?

Nachtigäller: Ja natürlich. Ich habe in den verschiedenen Bereichen die unterschiedlichsten Autoren-Helden. Wenn es aber um humorvolle Kurzgeschichten geht, fallen mir sofort Axel Hacke, Harald Martenstein, Horst Ewers, Jochen Malms­heimer und einige mehr ein. Das sind Garanten für Geschichten mit vor-, und hintersinnigem Humor.

Sie sind gebürtiger Münsteraner und wohnen in Telgte. Haben Sie mal erwogen, lokale Bezüge einzuflechten?

Nachtigäller: Eigentlich nicht. Viele Geschichten sind allgemeingültig. Wenn ich zum Beispiel von einem Besuch in einem italienischen Restaurant berichte, dann versteht man das in München genau so wie in Hamburg. Ich könnte die Geschichte auch hier ins Münsterland legen – ist aber nicht notwendig. Der Ort ist für die Geschichten nicht relevant. Bei Frank Goosen zum Beispiel ist das Ruhrgebiet als Ort total wichtig, weil es in der direkten Verbindung mit der Handlung und den Menschen steht.

Muss man zum Alltagshelden geboren sein?

Nachtigäller: Nein, muss man nicht. Es kann jeder sein – es gibt auch mehr Helden und Heldinnen als man ahnt. Ich sehe täglich einige. Natürlich sehe ich auch viele Antihelden – aber eben auch wahre Heroen des Alltags. Wie schon gesagt – ich mache Heldentum nicht an einer einzelnen Tat fest – sondern an den vielen kleinen . . .

„Alltagsheld. Geschichten vom alltäglichen Wahnsinn und wahnsinnigen Alltag“, Christian Nachtigäller, Aschendorff Verlag, 175 Seiten, 14,80 Euro

Christian Nachtigäller wurde 1968 in Münster geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt als Künstler und Autor in Telgte. Seit 1994 gestaltet Christian Nachtigäller Skulpturen, malt und stellt seine Kunst aus. Seit 1999 schreibt er verstärkt auch Gedichte und Prosa, inzwischen hat er sieben Bücher veröffentlicht. Seit 2000 arbeitet er freischaffend als Künstler und überdies an der Fachhochschule Münster im Fachbereich Design.

Anderer Blick auf das Fest

WN, 29.11.2019

Mit einem etwas anderen Blick auf die kommenden Festtage stimmte der Telgter Autor Christian Nachtigäller seine Zuhörer bei einer Lesung ein. Eingeladen dazu hatte der Abiturjahrgang des Maria-Sybilla-Merian-Gymnasiums.

Wer am Dienstagabend ins „Mittendrin“ wollte, hatte einige Mühe, einen freien Platz zu ergattern. Denn der Abiturjahrgang des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums hatte zu einer Veranstaltung eingeladen, und gut 120 Gäste waren gekommen, um sich eine schwarz-bunte Lesung anzuhören. Der Telgter Autor Christian Nachtigäller las aus seinem Buch „Weihnachts-Wahn“ und hatte noch weitere Geschichten im Gepäck, um alle Anwesenden in die richtige Weihnachtsstimmung zu bringen.

Er selber wisse nie, wann die Vorweihnachtszeit losgehe, berichtete Nachtigäller, und orientiert sich seit einiger Zeit an dem Lied „Last Christmas“ der Gruppe „Wham“. „Wenn dieses Lied gespielt wird, ist das der Startschuss für die sechste Jahreszeit“, sagte er.

In den folgenden Alltags-Geschichten ging es mal makaber, mal albern und manchmal böse zu, aber immer humorvoll und mit einem Augenzwinkern.

Ein Beispiel: Ein Restaurantbesuch kann schnell zu einem Desaster werden, wenn einem die eigene Freundin alles wegisst und man selber für den Klomann gehalten wird. Da kann man schon mal ein Angebot machen, das niemand ablehnen kann.

Auch der beschriebene Einkauf im Supermarkt hatte viele ungeahnte Wendungen. Und wenn nicht alles zu bekommen ist, was auf der Einkaufsliste steht, muss eben improvisiert werden. Aus einem Truthahn wird eine Ente, aus Küchenutensilien wird Baumschmuck und wenn der Weihnachtsbraten abhanden kommt, muss man auch schon mal um den Hund der Nachbarin fürchten.

In lakonischem Ton erzählte Nachtigäller von dem merkwürdigen Verhalten seiner Mitmenschen zu dieser Vorweihnachtszeit und er versicherte, dass all diese Erlebnisse auch tatsächlich so passiert seien. Wie auch die Gedichte, die zunächst leicht und harmlos schienen. Der Förster schlug sich eine Axt ins Bein, die Großmutter verteilt vergiftete Plätzchen – und der Weihnachtsmarktbesuch endet im totalen Chaos.

„Obwohl Nachtigäller einen etwas anderen Blick auf das kommende Fest hat, ist es ihm doch gelungen die Zuhörer zu begeistern und auf Weihnachten einzustimmen“, waren sich die Organisatoren am Ende einig.

 

"Guter Rad" in einer Kneipe

WN, 25.09.2018

 

Sie haben es wieder getan. Der Fotograf Andreas Lechtape und der Autor Christian Nachtigäller haben wieder ein Buch zusammen gemacht. Wieder einen bebilderten Gedichtband, den sie am Freitagabend in der Steenpoate vorgestellt haben. Knapp 100 interessierte Zuhörer waren gekommen, um sich bei der Premierenlesung zu „Guter Rad“ von den Vor-, und Nachteile des Fahrradfahrens berichten zu lassen, denn das ist das Thema, dieses neuen Buchs, das im Luther-Verlag erschienen ist. Zu eindrucksvollen, manchmal wie zufällig entstandenen Fotos des Andreas Lechtape hat Christian Nachtigäller nicht nur die Einzelteile das Fahrrades genau unter die Lupe genommen, sondern auch die typischen Eigenarten, die Fahrten mit dem Drahtesel mit sich bringen („...egal ... welch Umstände es sind – ich habe immer Gegenwind!“) und diese mal heiter, mal nachdenklich oder mal tiefgründig lyrisch verarbeitet. Meistens mit einem lakonischen Augenzwinkern betrachtet Nachtigäller des Deutschen zweitliebstes Fortbewegungsmittel und setzt sie oft in eine andere Beziehung. Er zeigt mit dem rechten Versmaß, dass ein Schutzblech sehr musikalisch sein kann und dass Fahrradfahren eigentlich „veganes Reiten“ bedeutet. Selbst ein platter Reifen kann für Unterhaltung sorgen. Doch nicht nur mit Gedichten hat Christian Nachtigäller durch den Abend geführt, auch die Geschichte einer besonderen Fahrradtortour mit einigen Freunden, begeisterte die Zuhörer. Lebensnah schilderte der Autor einen mehrtägigen Ausflug bei dem es zwar an Pannen und Missgeschicken nicht mangelte, doch aber bald die Erkenntnis vermittelte, „Wer gut schmiert, der gut Fährt!“.

"Guter Rad" - Gedichte und Fotografie

WN, 30.08.2018

 

Literarische Leezentour 

Christian Nachtigäller arbeitet, neben seiner Selbstständigkeit als freier Autor, an der Fachhochschule für Design in Münster. In seiner Gedichtsammlung „Guter Rad“, bestehend aus 44 Kurzexemplaren, schreibt er liebevoll über Münsteraner und deren Leezen. Ob Dynamo, ein fehlendes Vorderlicht, oder ein klapperndes Hinterrad – alle Bausteine des beliebten Fortbewegungsmittels werden von ihm unter die Lupe genommen und herrlich geschickt in das Versmaß und in die vermehrt auftretenden Enjambements eingebunden.

Jedes Gedicht sprüht regelrecht voller gemüt- und gedankenvollem Charme und bedient sowohl das Interessenfeld eines Tagträumers sowie das eines Realisten. Amüsante Wortspiele, wie das eines betrunkenen Radfahrers, der sich über die angeblichen Fehlfunktionen seines „Klapprades in Rotwein“ wundert und nicht sich selbst, sondern seinen Drahtesel für betrunken hält, lockern den Lesefluss.

Während das eine Gedicht den Leser zum Nachdenken anregt, spürt man beim Lesen eines anderen ein Lächeln über seine Lippen huschen.

„Guter Rad“ präsentiert neben charismatischen Werken gelungenes Design: Den Gedichten sind passende Fotomotive des münsterischen Fotografen Andreas Lechtape zugeordnet. Das Gedicht „Gebäck im Gepäck“ wird beispielsweise mit dem Foto eines Konditormeisters, der auf dem Domplatz Backwaren von seinem Fahrradanhänger verkauft, ergänzt.

Leider wurden die Aufnahmeorte der Fotos nicht vermerkt – der in Münster beheimatete Leser kann nicht viel Bekanntes auf Anhieb erkennen. Dennoch verleihen die gelungenen Fotografien dem schmalen Band das gewisse Etwas und einen unmittelbaren Bezug zu der Fahrradhauptstadt.

Die beiden kreativen Münsteraner haben erstklassige Teamarbeit bewiesen: Da steigt bereits während des Leseprozesses die Lust, sich auf seine Leeze zu schwingen und am Kanal entlang zu radeln.

Christian Nachtigäller und Andreas Lechtape: Guter Rad. Luther-Verlag, 96 Seiten, 13,95 Euro

Luisa Simonsen

Die "Stars and Stripes" sind zurück

WN 05.07.2017

Münster - Christian Nachtigäller (2. v. r.) baute mit Unterstützung von Jörg Siemers (l.) am Montagabend seine Skulptur „Proud America?“ wieder auf. Apotheker Cajus Brüning ermöglichte dies.

Die Passantin bremst, steigt vom Fahrrad, schaut kurz auf die Arbeit und sagt: „Ach, da ist sie ja wieder“. Gerade mal 48 Stunden lang stand Christian Nachtigällers Skulptur „Proud America?“ Mitte Juni – im Fahrwasser der gerade eröffneten „Skulptur-Projekte“ – auf der Rasenfläche an der Promenade beim Ludgeriplatz (diese Zeitung berichtete). Dann musste der Telgter auf Veranlassung der Stadt Münster sein Werk wieder abbauen. Doch nun steht die Skulptur wieder im öffentlichen Raum – auf privatem Grund, an der Promenade beim Ludgeriplatz.
Von Petra Noppeney

Aus „Gründen der Verkehrssicherheit“ wurde das „Stars and Stripes“-Objekt mit angedeutetem Ölfass und dezidiert politischer Aussage seinerzeit aus der öffentlichen Grünanlage entfernt. Nachtigällers Versuche, doch noch eine Genehmigung zur Aufstellung beim städtischen Ordnungs- und Grünflächenamt zu erwirken, liefen ins Leere: „Beide Ämter haben sich nicht gerührt“, erklärt Nachtigäller.

Doch dann fand sich mit dem Apotheker Cajus Brüning ein Kunstfreund, auf dessen Grund die Arbeit seit Montagabend stehen darf. Brüning hat sogar eigens eine Esche beschnitten, um Platz für das Werk hinter der schmalen stählernen Absperrung zu schaffen.

 2016 fertigte Nachtigäller die auffällige Arbeit, die auf roten und weißen Streifen Statussymbole Amerikas wie Handys, Kreditkarten und Sportwagen aufgebracht hat, aber auch Negatives wie Waffen oder Soldaten, die gegen Indianer zu Felde ziehen. Und prominente Köpfe: von Mark Twain über Abraham Lincoln bis zum aktuellen Präsidenten Donald Trump.

 „Ich habe das gar nicht so kritisch gemeint, wie manche es vielleicht aufgenommen haben“, sagt Nachtigäller. Auch Cajus Brüning, bekennender Amerika-Freund, stößt sich nicht an der kritischen Seite der Skulptur, gesteht aber, dass er sich schon vorher beim Ordnungsamt erkundigt habe, ob etwas mit der Arbeit nicht korrekt sei. Danach war für ihn klar: „Wir machen das. Wir stellen die Skulptur hier auf.“

Abrechnung mit der eigenen Familie

WN 8.05.2017

Lienen - 

Keine Frage: Sonntagsnachmittags in trauter Runde an der Kaffeetafel, da können schon mal Erinnerungen an früher aufkommen. Wer allerdings eine Lesung von Christian Nachtigäller besucht, bei dem bleibt genau das nicht dem Zufall überlassen. Denn bei dem 49-Jährigen geht es meistens um nichts Anderes. So geschehen am Sonntagnachmittag in der „Galerie im Ellerhook“.

Dort fühlten sich die Besucher zwischen den alten Balken unvermittelt in ihre eigene Kinder- und Jugendzeit zurückversetzt. Die Reaktionen verrieten: In den Geschichten über die erste Liebe und Familienfeiern, den ersten Schultag und Freundschaften fand oder erkannte sich so manch einer der Zuhörer wieder. Nachtigällers lustige und gelegentlich auch schwarzhumorige Erzählungen („Ich schwöre, dass alles genauso passiert ist. . .“) kamen beim Publikum gut an.

Badetage „bis wir schrumpelige Finger hatten“ und die ins Wasser gebrachten „körpereigenen Gase“ des kleinen Bruders haben bei Nachtigäller damals jedenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als der Kleine dann auch noch das Badewasser mit Urin kontaminiert, ist für den damals jungen Nachtigäller der Spaß vorbei. „Rache auf Raten“, schwor er sich und führte ein „reines Festival der Vergeltung“ durch. Mit seiner ganz persönlichen Abrechnung früherer Erlebnisse unterhielt der Telgter Schriftsteller während der etwa 90-minütigen Lesung bestens.

Fünf Bücher sind es inzwischen, in und mit denen Nachtigäller entweder seine eigene Lebensgeschichte aufgearbeitet hat oder sein Umfeld zeichnet – und den Rest der Welt daran teilhaben lässt. Ob seine Verwandtschaft das auch alles so witzig findet wie seine Leser und Zuhörer? In früheren Lesungen sollen einzelne Vertreter im Publikum gesessen und sich köstlich amüsiert haben. . .

So gibt sein Buch „Katzentisch und Klammerblues“ tiefe Einblicke in die Familie und das bewegte Leben des Autors, der in Telgte zu Hause ist. Ob der erste Kater nach dem Austrinken der Eierlikör- und Apfelkornflaschen bei einer Familienfeier, Rückblicke auf die Zivildienstzeit des Autors in einem Klinikum oder die erste Liebe: Christian Nachtigäller weiß das alles mit Humor wiederzugeben – sicherlich mit der einen oder anderen schamlosen Übertreibung – und einem leicht lakonischen Unterton zu würzen.

Mit Wortwitz und einem klaren, manchmal auch leicht verklärten Blick zurück taucht er ein in die 70er und 80er Jahre mit Nogger, ZDF-Hitparade und TDK-Kassetten. Wer aus dieser Generation hat nicht einen Onkel Heinz und eine Tante Gerda in der Familie vorzuweisen? Es sind Jahrzehnte der deutschen Nachkriegszeit, die der heutigen Jugend mit Facebook und Co. fast so weit weg erscheinen müssen wie Mittelalter und Steinzeit. Nachtigäller holt sie mit dem Schatz der eigenen Erinnerungen wieder hervor und bringt damit selbst jene zum Lachen, die diese Jahre zwar erlebt, aber längst verdrängt haben – und daran von sich aus am liebsten auch nichts geändert hätten.

Man darf gespannt sein, woran er sich noch so alles erinnert oder was ihm noch so alles widerfährt – und vor allem: Wann und wie er seine Erlebnisse und Gedanken das nächste Mal zu Papier bringt.

Das soll eine Krippe sein ?

WN 30.12.2016

Wow. Was will der Künstler dem Betrachter sagen? Das Jesuskind in einer Glühbirne – und das soll eine Krippe sein? Die Reaktionen auf seine Arbeit für die aktuelle Ausstellung im Religio seien auch „sehr gemischt“, sagt er. Christian Nachtigäller. Er sagt’s ehrlich, offen, unkompliziert, weder traurig noch enttäuscht, genervt schon gar nicht.

„Ich kann damit nichts anfangen“ – diesen Satz hat der 48-Jährige gehört. Auch diesen: „Mit einer Krippe hat das nichts zu tun.“ Dass jemand so empfindet, akzeptiert Nachtigäller nicht nur, er respektiert es. Dabei ist alles im Grunde genommen ganz einfach: Jesus, der das Licht bringt, ist das Licht. Welcher Christ würde da widersprechen? Und ist es da so absurd, diesen Glauben an dieses Licht durch eine Glühbirne zu symbolisieren, in deren Glaskörper sich eben dieses lichtbringende Kind befindet? „Licht in der Nacht“, diesen Titel hat Christian Nachtigäller seiner Arbeit gegeben. Und seit wenigen Tagen steht fest: Der Wahl-Telgter hat mit genau diesem Exponat den Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Preis gewonnen.

„Ich bin total platt.“ Und: „Ich konnte es nicht glauben, als ich den Anruf erhalten haben.“ Oder: „Andere haben das mehr verdient – aber ich freu’ mich, ich fühle mich gebauchpinselt.“ Das sind nur drei Sätze, die er gestern Morgen, angesprochen auf seinen Erfolg, freudig sagte.

Nachtigäller – Autor, Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Münster und Möbelrestaurator – möchte mit seinem Beitrag zur 76. Krippenausstellung auch dieses ausdrücken: Das Kind ist in einem geschlossenen Raum zu sehen, in der Glashülle eben; je näher der Mensch dieser Hülle kommt, desto heller wird er selbst. Ganz klein sind die menschlichen Figuren, die auf der Windung der Glühbirne und auch auf der dazugehörigen Leitung zu sehen sind – je näher sie dem Jesuskind kommen, desto bunter hat Christian Nachtigäller sie geschaffen. Es gelingt aber keinem in die Glashülle selbst hineinzukommen.

Es ist Donnerstag, kurz vor 18 Uhr. Das Museum schließt gleich. Ein Großvater kommt mit seiner vielleicht zweieinhalb-, dreijährigen Enkelin an Nachtigällers Krippe vorbei. Das Mädchen läuft förmlich auf sie zu – wie durch einen unsichtbaren Strahl angezogen. Es ist fasziniert von der Glühbirnen-Konstruktion; sein Opa sieht sofort die kleinen Menschen, erkennt auch sofort, dass diejenigen, die ganz vorne beim Jesuskind stehen, bunt sind; die anderen sind so schwarz, dass sie auf der ebenfalls dunklen Leitung kaum zu sehen sind. Der Mann erklärt das, was er erkannt hat, seiner Enkelin. Keine Frage: Man muss schon genau – und ruhig – hinsehen, um diese Krippe zu verstehen. Die gesamte Installation von Christian Nachtigäller ist zudem recht klein – nicht unwahrscheinlich, dass Besucher einfach an ihr vorbeigehen. Kinder tun das ganz sicher nicht.

Mit einem Draht ist das Jesuskind am Kopf an der Fassung befestigt. Nur so ist es möglich, dass es mitten im Glaskörper – ja – hängt. Ein bisschen gruselig kann das schon anmuten.

Christian Nachtigäller ist in Münster geboren, er wohnt seit 2000 mit seiner Frau und mittlerweile zwei Kindern in Telgte . Zum ersten Mal ist er in der Krippenausstellung vertreten – und das gleich mit zwei Arbeiten. Der Titel der aktuellen Ausstellung – „Stern über Betlehem“ – habe ihn gereizt, erzählt er.

Das zweite Exponat von Nachtigäller, das Teil der Krippenausstellung ist, besteht aus einer Streichholzschachtel, rechts und links davon stehen Hölzer verschiedener Größe aufrecht. Alles befindet sich auf einer schwarzen Platte, hinter der ein Stern leuchtet. „Welt-Hölzer“ ist auf der kleinen Schachtel zu lesen. Die Welt als Krippe – das hat Christian Nachtigäller assoziiert, als er die Streichholzschachtel, die es vor Jahrzehnten überall gab, zufällig wiederfand. Und was lag da näher, als mit den Hölzern Menschen zu symbolisieren, die der Stern zur Krippe gelockt hat? „Lichtspender“, so heißt die Arbeit Nummer 2.

► 130 Exponate sind in der Krippenausstellung zu sehen. Die Preisträgerinnen und Preisträger, zehn sind es an der Zahl, erhalten ihre Auszeichnungen am 28. Januar (Samstag), Beginn 11 Uhr, im Rahmen einer Feierstunde im Museum durch Weihbischof Dr. Stefan Zekorn. Propst Dr. Michael Langenfeld, er saß auch in der Jury, wird die zehn Preisträger mit ihren Werken in einer Laudatio würdigen.

Alltäglicher Wahnsinn

WN 5.11.2016

Füchtorf - Schon traditionell haben sich Heimatverein, KFD und Kolpingfamilie auch in diesem Jahr ein Highlight zum Herbst für alle Füchtorfer einfallen lassen und am Donnerstagabend den wortgewandten Schriftsteller und Geschichtenliebhaber Christian Nachtigäller aus Telgte zu einer Lesung seiner Werke in den Saal der Gaststätte Artkamp-Möllers eingeladen.

Seit den Neunzigern schreibt der gebürtige Münsteraner und heute mit seiner Familie in Telgte lebende Christian Nachtigäller Amüsantes über den alltäglichen Wahnsinn und hat bereits fünf Bücher mit Geschichten, Gedichten und Prosa veröffentlich. Nicht verwunderlich also, dass neben weiteren Zuhörern mit Anne Kellermann und Petra Kortenbreer sogar ein kleiner Fanclub in Füchtorf auf den Autor wartete. „Wir waren bereits bei mehreren Lesungen, wenn Christian Nachtigäller aus seinen Büchern vorließt, beginnt gleich ein innerliches Kopfkino. Er erzählt Mitten aus dem Leben, als würden wir es selber erleben“, schwärmten die Schwestern voller Vorfreude.

 

„Im Grunde geht es darum zu unterhalten, natürlich ist mir alles was ich heute vorlese auch genauso passiert“, betonte Nachtigäller mit einem Augenzwinkern, ehe er an dem Abend genau die Stellen vortrug, die er selber gerne hören würde. In dem Buch „Katzentisch und Klammerblues“, in dem Geschichten mit einer guten Prise Humor und leicht lakonischem Unterton zu finden sind, geht es um die Erinnerung an die frühe Kindheit, die erste Liebe und das Auto. 

 

Tränen lachten die Zuhörer bei der Geschichte um den leidigen Badetag, der jeden Samstag stattfand und im Herbst 1973 zu eskalieren drohte. Auch die erste große Liebe in der achten Klasse, die zur ersten großen Enttäuschung wurde und der Sommer 1978 mit Wassernixe Cordula und dem dicken Berni im Freibad sorgten für zahlreiche Lacher. Amüsantes bis Makaberes und Anekdoten rund um das Weihnachtsfest bot das Buch „Weihnachtswahn“. Gleich forderten die Zuhörer nach einer Zugabe als die Geschichte des Autors rund um den Tag mit der letzten Gelegenheit alles für das Fest zu besorgen, um für den Heiligen Abend und die unheilige Familie gewappnet zu sein, besonders begeisterte.

 

„Meer Gedichte“ heißt das Buch, indem sich Christian Nachtigäller und Fotograf Andreas Lechtape dem Thema Strand und Meer mit humorigen Gedichten und stimmungsvollen Aufnahmen gewidmet haben. Kurzweilig und heiter, aber manchmal auch ernst und zum Nachdenken anregend, machten die kleinen Gedichte aus diesem Band „Lust auf Meer“. So wurde die angedachte kleine Pause gleich etwas länger, denn viele Zuhörer nutzen die Zeit zum Kauf einiger Bücher mit persönlicher Signatur. Auch wenn nicht alle Stühle im Saal der Gaststätte Artkamp-Möllers besetzt waren, so war die Stimmung beim Publikum ungetrübt und heiter, der viele Applaus war ein deutliches Zeichen für einen gelungenen Abend mit begeisterten Füchtorfern.

 

Sehnsucht nach Meer

WN, 08.10.2016


Telgte - Kultur ist, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Am Donnerstagabend geb es davon Dreierlei, denn der Telgter Autor Christian Nachtigäller stellte sein neues Werk "meer gedichte" vor. Aber nicht allein: Fotograf Andreas Lechtape hat beeindruckende Naturaufnahmen beigesteuert. Zum Buch - und zur ausverkauften Lesung im Gasthus Lauheide. Dazu begleitete das "Old Boys Network" mit Dr. Dirk Passmann am Keyboard, Volker Brandt am Kontrabass und Maximilian Passmann an der Trompete die heitere Lesung mit Jazz-Standards.

Autor Nachtigäller und Fotograf Lechtape kennen sich schon seit vielen jahren. "Wir haben überlegt, dass wir etwas zusammen machen müssen. Allerdings macht Andreas ernste Bilder, und ich wuchte auf den Buchstaben herum", erklärte der Autor mit einem Augenzwinkern. Nachdem sie einige Ideen verworfen hatten, fanden sie schließlich doch noch einen gemeinsamen Weg: Sie haben sich dem Thema Meer angenähert - mit humorigen kurzen Gedichten ("Wenn sie sich nicht sicher sein sollten, ob es lustig ist: Es ist!") und stimmungsvollen Aufnahmen, die sich in außergewöhnlicher Art und Weise ergänzen. Der kleine, feine Band "meer gedichte" ist im Aschendorff-Verlag erschienen.

 

Gedanken am Wasser

WN, 26.07.2016


Wer verbindet mit Ferien und Urlaub nicht unbeschwerte Tage am Meer? Die Seele baumeln lassen, mit den Füßen die Elemente spüren, Muscheln sammeln, im Sand spielen, eine Luft einatmen, die frisch ist wie ein kühles Glas Sekt. Christian Nachtigäller hat in diesem kleinen Bändchen, das sich prima als Urlaubslektüre eignet, „meer gedichte“ zusammengefasst. Seine Gedanken kreisen um Strandgut, das man eben nur am Strand findet, um Wattenmeer und Wolkenspiel, einfach darum, wie dem Menschen am Meer das Herz aufgeht und er mal auf tiefsinnige, dann wieder auf leichte Gedanken kommt. Manchmal entspringt diesen Überlegungen dann auch ein netter Schüttelreim: „Matrosen, die zum Kutter müssen, wolln noch schnell die Mutter küssen!“
-Johannes Loy- Andreas Lechtape, der bekannt Fotograf aus Münster, hat die mal längeren und mal kürzeren Gedichte und Aphorismen mit den passenden stimmungsvollen Bildern von Land, Strand und Meer garniert.
Christian Nachtigäller: meer gedichte. Mit Fotos von Andreas Lechtape. Aschendorff-Verlag, Münster, 80 Seiten, 9.95 Euro.

Lustig-leckerer Literatur-Lauf

24.2.2016

 

Telgte - „Vier Vorleser, vier Geschichten - drei Gänge“ stand auf dem Plakat, das zu einem literarisch-kulinarischen Abend einlud. Viele waren dieser Einladung gefolgt und drängten sich am Donnerstag in die Buchhandlung Lesart. Dort wurden die rund 80 Teilnehmer begrüßt und kamen in den Genuss der ersten kleinen Anekdote. Dann pilgerten die literaturhungrigen Zuhörer, aufgeteilt in drei Gruppen, zu einem der drei ausgesuchten Restaurants, dem „Telgter Hof“, „Seiling“ und „De Pottkieker“. Hier wurden sie von den Gastronomen und jeweils einem Vorleser in Empfang genommen.

Zur Suppe wurde gelesen – in jedem Restaurant eine andere Geschichte. Zum zweiten Gang wechselten die Zuhörer erneut die Lokalität, lauschten bei dem Hauptgang einer anderen Erzählung und wechselten für das Dessert ein drittes Mal den Standort. So lustwandelte das Publikum entspannt von Ort zu Ort und ließ sich sowohl akustisch als auch kulinarisch verwöhnen. Während sich die Gastronomen auf eine einheitliche Menüfolge geeinigt hatten, boten die Vorleser einen bunten Strauß an Geschichten Rund um das Thema Essen. Es wurde von Intoleranzen und Unverträglichkeiten berichtet,  von schlagenden Argumenten, merkwürdigen Essenseinladungen, spannenden Gerichten und von italienischen Angeboten, die man nicht ablehnen konnte.

„Es war sehr spannend, weil die Geschichten absolut unterschiedlich waren!“ schwärmte eine Teilnehmerin. So unterschiedlich wie die Erzählungen, waren auch die Rezitatoren. Norbert Woestmeyer, Eventmanager aus Telgte; Thomas Schulz, Schauspieler aus Hamburg; Manne Spitzer, Kabarettist aus Münster und Christian Nachtigäller, Autor aus Telgte boten ihre literarischen Beiträge mundgerecht an und hatten sichtlich selber Spaß an der Veranstaltung. Zum Abschluss trafen sich alle drei Gruppen zu einem Digestiv und einer letzte Erzählung wieder.

 

Dinner und Lesung auf Hof Beckamp

Die Glocke, 16.12.2015

 

Ahlen  -  Die Veranstaltung unter einem Himmel voller Weihnachtssterne war durch Mundpropaganda blitzschnell ausverkauft, so dass Sandra Weißenborn gar nicht mehr zum Verteilen ihrer Infobroschüren gekommen war. Das wunderbare Ambiente genoss auch Christian Nachtigäller, der von Beruf eigentlich Möbel-Restaurator, Polsterer und Werkstattleiter an der Fachhochschule für Design in Münster ist.

Schreiben sei seine Passion, sagt der 47-Jährige aus Telgte, der im kommenden Jahr sein fünftes Buch herausbringt. Für die Gäste auf Hof Beckamp hatte er Gedichte und Geschichten aus seinem „Weihnachts-Wahn“ im Gepäck. Amüsantes bis Makabres rund ums Fest, geeignet für Weihnachtsmuffel und -freunde gleichermaßen.

Sie ließen sich von Nachtigäller das Fest der Liebe vor Augen führen – vom panischen Kaufverhalten bis hin zu Zwangszusammenkünften von Leuten, die nichts miteinander zu tun hätten, wenn sie nicht verwandt wären. Mit (schwarzem) Humor und viel Augenzwinkern stellte Nachtigäller überspitzt die merkwürdigen Blüten, die die Weihnachtszeit treibt, dar.

Seine Anregungen bekomme er von außen, sagte er im Gespräch mit dem „AT“: „Das meiste fällt mir nicht ein – das meiste fällt mir auf.“

Und wer noch ein kleines Geschenk brauchte, dem signierte Nachtigäller gerne am Stand der „Bücherecke“ seinen „Weihnachts-Wahn“. Alles in allem eine rundum entspannte Einstimmung aufs Fest – Weihnachten kann kommen.

 

Link: http://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/kreiswarendorf/ahlen/Dinner-und-Lesung-auf-Hof-Beckamp-63556877-1af0-4384-bd24-0cb73b0f09d2-ds

Humorvoll gegen dunkle Wolken
WN-Aktion in Zusammenarbeit mit der Stadt: Rund 100 Zuhörer bei Christian Nachtigäller-Lesung

WN, 30.04.2015


Telgte - Die abendliche Kälte und die zwischendurch drohend dunklen Wolken über dem Kirchplatz von St. Clemens hatten (fast) keine Chance:  - Trotz eines mäßig warmen und unbeständigen Mai-Abends folgten rund 100 Interessierte der Einladung der Westfälischen Nachrichten und der Stadt Telgte zur Autorenlesung unter freiem Himmel.

Für den Telgter Autor war das unbeständige Wetter kein Problem, sondern vielmehr eine echte Herausforderung, Wolken und Kälte mit seinen Geschichten von Schwimmbadbesuchen oder Schützenfest-Erinnerungen zur Nebensache werden zu lassen. Mit großem Erfolg: Gebannt - und immer wieder laut loslachend - verfolgten die Zuhörer die Storys. So manch einer fand darin Erlebnissen aus seiner Kindheit oder Jugend wieder ...

Der Platz hätte für die Autorenlesung nicht besser sein können, denn an dieser Stelle gingen die Alltagsmenschen der Künstlerin Christel Lechner und die neusten Werke Nachtigällers eine Symbiose ein.  Ein Beispiel dafür war die "Deutschlandreise nach Jerusalem". Quasi analog zum Kunstwerk am Kirchplatz von St. Clemens beschreibt der Autor darin Ergebnisse einer Bahnreise zu seinem alten Freund nach Hamburg. Angesichts eines bis auf den letzten Platz gefühlten Intercitys wird die Zugfahrt aufgrund des ständigen Sitzplatz-Hoppings zur Reise nach Jerusalem. Analog zu 50 Jahren Waldschwimmbad sorgte eine Geschichte aus dem Freibad Für jede Menge köstlicher Unterhaltung und viele Lacher.

Sichtlich Spaß hatte Christian Nachtigäller zu den daran, zwischen Kirche und Kapelle von der ersten großen Liebe und den Hindernissen der körperlichen Annäherung auf einem Traktormotor zu berichten. Wie Andreas Große Hüttmann lobte sowohl die Kunst der Wittenerin Christel Lechner als auch die humorvollen Geschichten von Christian Nachtigäller. "Beide beleuchten den Alltag von seiner schönen, seiner lustigen Seite. Und damit schaffen Sie es, uns ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern", betonte er in seiner Begrüßung. Im Anschluss an die Lesung kauften etliche Besucher nicht nur ein Buch des Autoren, sondern ließen es auch von ihm persönlich signieren.

Flyer Alltagsmenschen:
http://www.telgte.de/pics/medien/1_1427289893/Alltagsmenschen_Web_2015.pdf

Axt im Bein und vergiftete Plätzchen
Lesung von Christian Nachtigäller

WN, 19.12.2014


Telgte - Wer am Mittwochabend in den Böttcherkeller kam, wurde von Gänsebratenduft und weihnachtlicher Atmosphäre empfangen. Christian Nachtigäller hatte zu einer „WeihnachtsWahn“-Lesung eingeladen, und viele waren gekommen. Wie auch schon eine Woche vorher, waren alle Plätze vergeben. „Ausverkauft“ wunderte sich der Autor, schließlich mache er diese Lesung bereits im fünften Jahr.

Nachtigäller las Geschichten rund um die sechste Jahreszeit – und er ließ kein Thema aus. Da wurde von der Weihnachtsfeier einer Firma berichtet, bei der die Angestellten in einer Polonaise im Teich landeten; vom Antrittsbesuch bei den Schwiegereltern zur Weihnachtszeit und natürlich vom Fest mit der eigenen Verwandtschaft, die sich über sämtliche Vorräte hermacht und die Tanne in Brand steckt.

Nachtigäller erzählte in lakonischem Ton von dem merkwürdigen Verhalten seiner Mitmenschen zu dieser Vorweihnachtszeit und er versicherte, dass all diese Erlebnisse auch tatsächlich so passiert seien. Wie die Gedichte, die einen makaberen Inhalt hatten, auch wenn sie leicht und harmlos schienen. Der Förster schlug sich eine Axt ins Bein, die Großmutter verteilt vergiftete Plätzchen – und der Weihnachtsmarktbesuch endet im totalen Chaos. Mit „Last Christmas“ und einem ständigen Augenzwinkern läutete Nachtigäller die besinnlich-besinnungslose Vorweihnachtszeit ein.

     Es ging ausschließlich um S..           Christian Nachtigäller auf Hof Beckkamp

WN - 11.11.2014  von Martin Feldhaus     

Ahlen – „ Wir haben heute ein etwas sperriges Thema. Es geht nämlich ausschließlich um Sex.“ Mit diesen Worten begrüßte Autor und Künstler Christian Nachtigäller die Zuhörer zu einer Lesung,  die auf den ersten Blick ein wenig ungewöhnlich erschien. Dass alle Dinge rund um den Geschlechtsverkehr aber auch sehr interessant sind, zeigte am Samstagabend der Besucherandrang in der Tenne von Hof Beckkamp.  Enttäuscht wurden die Zuhörer nicht, denn Nachtigäller und Katrin Jäger, die eine Sexkolumne für die „Berliner Zeitung“ schreibt und das Buch „Luderplatz“ verfasste, warteten mit lustigen  Anekdoten auf.

Aber auch wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse rund um die „schönste Nebensache der Welt“ kamen nicht zu kurz.  Insbesondere bei den Kurzgeschichten Nachtigällers kam es immer wieder zu herzhaftem Gelächter. So lernte der Zuhörer erstaunliche Details über die „Sexy Sonja“ kennen, eine etwas grobschlächtige Metzgerstochter, die immer nach  Mettwurst riecht und lausig küssen kann. Als der Protagonist der Geschichte und Sonja sich dennoch näher kommen, passieren lauter Pleiten, Pech und Pannen. Zum Geschlechtsverkehr kommt es aber nicht. „ Es geht mehr um die blumigen Geschichten drum herum“, ließ Nachtigäller wissen.  Das gilt auch bei der Story über die Beeindruckende. Hier endet ein Badeausflug von zwei Pärchen auf der Flucht vor einem Gewitter in einer Scheune.  Zwar kommt man sich dort nieder, doch gefällt das dem alten Landwirt mit seiner Mistgabel gar nicht so gut, was dort auf seinem Traktor getrieben wird. Da endet eine unbekleidete Flucht der Gejagten schon einmal mit einer  Bekanntschaft mit dem Elektrozaun der Kuhwiesen.

Neben derartigen Geschichten und poetischen Ergüssen gab es aber auch Fakten rund um die Liebe. Er kann sich zum Beispiel unter den Begriff „Sapiosexualität“ etwas vorstellen?  Dieser besagt, dass nicht das Aussehen, sondern die Intelligenz der entscheidende Faktor ist. So wünscht sich jede zweite Frau einen Mann mit einem Hochschulabschluss. Aber auch andersherum haben sich die Vorstellungen  gewandelt. So berichtete Katrin Jäger, dass nach der Zeitschrift „Brigitte“ heutzutage die „schöne und berufstätige Frau als neues Statussymbol des Mannes“ gilt.  Alles in allem gab es für die Autoren großen Applaus, so dass es sich für Sandra Weißenborn gelohnt hat, „die ganzen lustigen Anekdoten“ auf dem Hof zu präsentieren.

 

Klammerblues und Katerstimmung

Autorenlesung mit Christian Nachtigäller

WN - 4.11.2014

Milte - Die KÖB St. Johannes hat anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens bereits mehrere Veranstaltungen für Kinder organisiert.Zu einer weiteren lud sie nun das erwachsene Publikum ein: bei einem humorvollen Abend las der Telgter Künstler und Autor Christian Nachtigäller in der Aula der Wilhelm-Achtermann-Grundschule Auszüge aus vier seiner Bücher. Gerade die alltäglichen Situationen, wie sie fast jeder schon einmal erlebt hat, haben es Nachtigäller angetan. Es ging um chaotische Weihnachtseinkäufe, leidige Badetage und alkoholgeschwängerte Familienfeiern. Mit gekonntem Wortwitz und bisweilen leicht sarkastischem Unterton brachte der Autor seine Zuhörer zum Lachen. „Natürlich ist alles, was ich lese, genauso passiert“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Wortwitz rührt zu Tränen

WN 1.12.2013

Vor über 100 Zuhörern, die begeistert waren, las der Telgter Christian Nachtigäller am Samstagabend aus seinem neuen Buch, das im Aschendorff-Verlag erschienen ist.

Ob die Verwandtschaft von Christian Nachtigäller, die bei der Premierenlesung seines neusten Buches am Samstag im Bürgerhaus saß, ihm die eine oder andere ausgeplauderte Anekdote nachtragen wird, das muss sich noch zeigen. Doch sehr wahrscheinlich ist das nicht, auch wenn Tante Erika, „Unser Gerda“ und andere Angehörige ihr Fett wegbekamen. Die Familienmitglieder hatten augenscheinlich genauso viel Spaß daran wie die mehr als 100 begeisterten Zuhörer.

„Katzentisch und Klammerblues“ ist das Werk überschrieben, das tiefe Einblicke in das bewegte Leben des Telgter Autors gibt. Ob der erste Kater nach dem Austrinken der Eierlikör- und Apfelkornflaschen bei einer Familienfeier, Rückblicke auf die Zivildienstzeit des Autors in einem Klinikum oder die erste Liebe: Christian Nachtigäller wusste das alles mit viel Humor – sicherlich auch der einen oder anderen schamlosen Übertreibung – und einem leicht lakonischen Unterton zu würzen.

Das Geheimrezept seiner Anekdoten ist dabei einerseits ein von Wortwitz stark geprägter Schreibstil, andererseits das Wecken von Erinnerungen an die Zeit vor allem der 70er und 80er Jahre. Dabei spielte auch das passende Bühnenbild, mit einer Langnese-Reklame aus den 70er Jahren und einer perfekt restaurierten Kreidler Florett, eine nicht ganz unwesentliche Rolle.

Vor allem „Die unerträgliche Seichtigkeit des Heinz“ und der familiäre Badetag, der letztlich in einem „Festival der Vergeltung“ endete, waren zwei Kapitel, die bei vielen der Anwesenden zu (Lach-)Tränen führten. Reichlich Applaus war Christian Nachtigäller sicher. Und der eine oder andere wird sicherlich bereits auf eine Fortsetzung rund um ein Leben zwischen Nogger, ZDF-Hitparade und TDK-Kassetten warten.

Weihnachtswelt stand Kopf

 WN 7.12.2012

Warum war der mit der Spitze nach unten baumelnde Weihnachtsbaum neben Lametta auch noch mit roten Einwegflaschen und Dosen dekoriert? Diese und weitere Fragen wollte Autor Christian Nachtigäller in seiner Lesung aus seinem „aufgehübschten“ Buch „Weihnachts-Wahn“ beantworten.  Schon wer einen Blick in den Saal des Bürgerhauses warf, dem wurde klar: Hier kann gleich keine normale Weihnachtslesung stattfinden. Warum war der mit der Spitze nach unten baumelnde Weihnachtsbaum neben Lametta auch noch mit roten Einwegflaschen und Dosen dekoriert? All diese Fragen wollte Autor Christian Nachtigäller in seiner Lesung aus seinem „aufgehübschten“ Buch „Weihnachts-Wahn“ beantworten.

Und die Antworten kamen reichlich: Eine Mischung aus Gedichten und Geschichten sorgte dafür, dass so manchem der Gäste nach der Vorstellung der Bauch vor lachen wehtat. „Man unterschätzt Gedichte, auch wenn Generationen von Deutschlehrern sie verteufelt haben“, sagte Nachtigäller. Und trat prompt den Beweis an, dass Gedichte so ganz und gar nicht langweilig sein müssen. Darin ging es um einen Weihnachtsmarkt, der auf einmal nur deswegen im Chaos versinkt, weil ein Besucher sein Geschenkband aus Versehen fallen lässt. Oder um die Oma, die beim Weihnachtsplätzchenbacken die Brille nicht aufsetzt und so das Arsen mit verbackt. „Da sollte man aufpassen, wenn man bei Weihnachtstellern zugreift.“

Auch die Geschichten hatten es in sich: Der Besuch der „geliebten“ Verwandtschaft, die einem nur die Haare vom Kopf frisst, aber an allem etwas herumzumeckern hat, war dafür nur ein Beispiel.

„Die Lesung ist aber nicht nur etwas für Weihnachtshasser“, betonte Nachtigäller, der von seinem Bruder Markus Renneke als Statist unterstützt wurde. Vielmehr wollte er sich einfach einen gemütlichen Abend mit den Besuchern machen. Auf die wartete aber noch eine ganz besondere Überraschung: Während Thomas Marzinkowski zur Gitarre und Jogi Spittka zur Mandoline griffen, hielten die Gäste gleich drei Liedtexte in der Hand. Und aus vollem Hals sangen sie mit zu „Süßer die Glocken nie klingen“: „Scheußlicher Nach

barn nie klingen als zu der Weihnachtszeit. Wenn sie zu laut Lieder singen und auch zu mehr noch bereit…“

https://www.youtube.com/watch?v=jTBaVt02f8E

Lesung macht Lust auf Lokalkolorit

WN 18.10.2012

Die Lesung aus einem gerade veröffentlichten Buch ist so etwas wie die Feuerprobe für einen Autor. Christian Nachtigäller kann sich freuen, denn diese hat er mit Bravour bestanden. Sein drittes und neuestes Werk, der Kriminalroman „Spargelschuss“, der im Aschendorff-Verlag erschien, stieß schon im Vorfeld auf großes Interesse – die 110 Karten waren daher schnell vergriffen.

Die Lesung aus einem gerade veröffentlichten Buch ist so etwas wie die Feuerprobe für einen Autor. Christian Nachtigäller kann sich freuen, denn diese hat er mit Bravour bestanden. Sein drittes und neuestes Werk, der Kriminalroman „Spargelschuss“, der im Aschendorff-Verlag erschien, stieß schon im Vorfeld auf großes Interesse – die 110 Karten waren daher schnell vergriffen.

Bei der Lesung am Samstagabend im Gasthus Lauheide bestätigte sich dann: Der Telgter Autor hat mit seinem Lokalkrimi einen Nerv getroffen. Denn im Anschluss an die Einführung bekam er durchweg positive Rückmeldungen.

„Ich bin zugegeben ein wenig nervös gewesen, ob das Buch läuft“, sagte Christian Nachtigäller. „Das liegt daran, dass das mein erster Krimi ist.“

Lokale Werke boomen. Das zeigen nicht nur Fernsehfilme wie der Münster-Tatort oder erfolgreiche Romane wie die Eifel-Krimis. Die Leser freuen sich einfach, wenn sie in den spannenden Geschichten Orte wiedererkennen, die vor ihrer Haustür liegen.

Auch der Roman „Spargelschuss“, bei dem ein in Telgte neuer Polizeikommissar den Fall eines ermordeten Spargelbauern aufklären muss, führt den Leser an markante Stätten in der Emsstadt. Trotzdem gilt: „Handlung und Personen sind frei erfunden“, das wird Christian Nachtigäller nicht müde zu betonen.

Ein Jahr lag der Roman in der Schublade. Bis zufällig nach einem Gottesdienst an Weihnachten in Westbevern Christian Nachtigäller, Walburga Westbrock von der Buchhandlung LesArt und Dr. Dirk Paßmann vom Aschendorff-Verlag ins Gespräch kamen. Das eine führte zum anderen, und so entstand mit der vierten Telgterin im Bunde, Lektorin Reinhild Essing, ein weiterer Telgte-Krimi.

Das Buch „Spargelschuss“ ist im Aschendorff Verlag in der Reihe „Crimetime“ erschienen und seit kurzem im Buchhandel erhältlich.

Glaube, Sitte, Heimat - und ein bisschen Sex

Goldeber 15.10.2013

Auf dem Friedhof steht ein Gasthaus. Meistens enden hier Trauerfeiern, gelegentlich auch Hochzeiten. Autorenlesungen sind eine schöne Abwechslung, erst Recht, wenn es um eine der schönsten Hauptsachen der Welt geht. Nein, nicht ums Sterben oder Heiraten, sondern um – Sex. Die Autoren Katrin Jäger und Christian Nachtigäller lasen aus ihren Werken, in denen es immer auch ein bisschen frivol zugeht. Das Publikum war außer sich, es lachte, dass sich ringum auf dem Friedhof die Särge bogen. Eine Beobachtung.

„Glaube, Sitte, Heimat.“ So steht es auf dem Banner des Schützenvereins St. Rochus Verth-Schwienhorst, das, geschützt hinter Glas, im Durchgang zum Saal des Gasthauses Lauheide (Telgte) hängt. Für die 130 Besucher, die an diesem Samstagabend zur Autorenlesung kommen, liest sich der Leitspruch der Bruderschaft wie eine Mahnung, es doch bitte nicht zu übertreiben. Denn die Lesung, die folgt, hat es an diesem gut-bürgerlichen Ort so noch nicht gegeben. Es geht um: Sex. Um das Spiel mit dem Tabu, um Schmutziges und Heiteres, um Lyrisches und Prosaisches. Zweieinhalb Stunden ausgesprochen anregende Unterhaltung.

Die Protagonisten: Katrin Jäger und Christian Nachtigäller. Sie Journalistin und Autorin („Schützenkönig“, „Luderplatz“) aus Vadrup, er Künstler, Dozent und Autor („Katzentisch und Klammerblues“, „Spargelschuss“) aus Telgte. Beide lesen im Wechsel aus ihren Werken.

Die Vorgeschichte dieser Lesung am Rande des Waldfriedhofs Lauheide klingt wie eine unerfüllte Liebe: „Seit fünf Jahren wollen wir gemeinsam lesen“, sagt Nachtigäller. „Jetzt hat es endlich geklappt mit uns.“ Es lag ja auch irgendwie nahe: Beide teilen die Liebe zum Krimischreiben und zur frivolen Notiz. Katrin Jäger schrieb jahrelang unter Pseudonym die Sex- und Partnerschaftskolumne der größten Berliner Tageszeitung B.Z., in Christian Nachtigällers Romanen und Kurzgeschichten geht Crime selten ohne Sex.

Da verliebt sich sein Protagonist in die Metzgerstochter, Duftnote Leberwurst, und erwischt die Mutter mit dem Bäcker beim Fremdgehen in der Sauna. Da wird das junge Paar beim Liebesspiel vom Bauern in der Scheune entdeckt und anschließend nackt mit der Mistgabel über Feld und Wiesen gejagt. Nachtigällers Geschichten sind der richtige Stoff für ein frivoles Kopfkino. Katrin Jäger ordnet in ihren Kolumnen augenzwinkernd ein: Was SIE niemals zu IHM sagen sollte („Oh, am Wochenende ist verkaufsoffener Sonntag“), was ER sich in IHRER Gegenwart tunlichst verkneifen sollte („Du bist ganz schön dick geworden“). Ein literarischer Ausflug in den Sexshop, und frivole Gedichte machen Lust auf mehr. Fortsetzung der Sex-Lesung, die mit tosendem Applaus und Zugaben endet, nicht ausgeschlossen. Vielleicht ja auch an dem Ort mit dem Banner-Hinweis „Glaube, Sitte, Heimat“.

Trashige Geschichten

WN 8.7.2011

Telgte - Dass der Dümmert mit den 200 Trash People bereits gut gefüllt ist, dürfte für die meisten Telgter keine große Neuigkeit sein. Dass jedoch mit dem Autoren Christian Nachtigäller eine weitere „trashige“ Kunstfigur hinzukam, nahmen überraschend viele am Donnerstagabend zum Anlass, den Weg zu den Müll-Menschen auf sich zu nehmen, um dem gebürtigen Telgter bei seinen Kurzgeschichten zu lauschen.

Über zwei Stunden bogen sich die Besucher im Dümmertpark vor Lachen über die bissigen Geschichten, die Nachtigäller las. Zynische Kurzgeschichten hörten sie, in denen der Autor weder ein Blatt vor den Mund nimmt, noch sich selbst oder die Welt allzu ernst. „Das meiste fällt mir nicht ein, es fällt mir auf“, kommentiert der Erfinder der Schülerzeitung „Spunk“ seine Arbeitsweise.

Die meisten seiner Geschichten entstehen nach Beobachtung seines Umfelds und werden lediglich mit fiktiven Elementen ergänzt: Mal sind es die Brüste seiner Tante, deren Form der Grundschüler Christian derart interessant findet, dass er sich im ganzen Haus auf die Suche nach dem BH macht. Mal ist es eine Festgesellschaft, die von einem unerträglichen Alleinunterhalter gefoltert wird. Dann wieder ist es der antiautoritär erzogene Mitschüler Andi, der den neu gewonnenen Grundschulfreunden Pausenbrote und Kakao abknöpft. Und schließlich ist es die Geschichte einer außer Kontrolle geratenen Studentenparty. „Viel schreib ich so aus meinem Leben, aber ganz viel spinne ich mir natürlich auch zusammen“, kommentiert Nachtigäller lächelnd die grotesken Momente seiner Kurzgeschichten, die die Zuschauer am meisten amüsierten: eine Grundschülerin, die mit ihrem Zornesschrei Frösche regnen lässt, der nervige Alleinunterhalter, der im Feuerwehrteich versenkt wird, der Zustand einer Wohnung nach der Studentenparty.

Nachtigäller, der sich selbst als Autor „trashiger Geschichten“ beschreibt und deswegen von den Müll-Männern in seinem Rücken wenig irritiert war, schien die Lesung in der Stadt seiner Kindheit und Jugend zu genießen. Und die Gäste, unter anderem Bürgermeister Wolfgang Pieper, waren begeistert.

Dass die Atmosphäre im Dümmert vor der absurden Kulisse der Trash People und inmitten des sommerlichen Grüns ihr Übriges zu einer gelungenen Veranstaltung beitrug, kommentierte die kulturverantwortliche Verwaltungsmitarbeiterin Simone Thieringer so: „Wir wollten ein Event machen rund um die Trash People. Und bei solch einer Kulisse bietet sich eine Lesung an. Dass dann gleich so viele Gäste, auch viele Auswärtige, kommen und die Geschichten hören wollen, das ist natürlich wunderbar.“

https://www.youtube.com/watch?v=sG1M7zu8dqg